Vereinsgeschichte

Unsere Sektion hat eine über 150-jährige und durchaus bewegte Geschichte in verschiedenen Epochen hinter sich. Hier kannst Du einige spannende Entwicklungen und Eckpunkte dieser vergangenen 150 Jahre nachlesen. Wenn Du gern selbst an unserer aktuellen Entwicklung teilhaben und etwas zum aktiven Vereinsleben beitragen willst, melde Dich gern bei uns.

2018
Instandsetzung des historischen Halleschen Steckner-Weges zum Eisseepass mit maßgeblicher Unterstützung durch die Bergrettung Sulden. (s. alpenvereinaktiv.com, Eisseespitze, 3230 m und Denkmal am Eisseepass).
2016
Vertrag mit der Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt. Überführung der Buchbestände der historischen Sektionsbibliothek zur dauerhaften Aufbewahrung und Aufnahme in die Bibliotheks-Kataloge.
14.08.211
Einweihung des Denkmales Hallesche Hütte auf dem Eisseepass, 3133 m. Initiative unseres Ehrenmitgliedes Manfred Haringer, Schlanders und maßgebliche Unterstützung durch die Sektion Martell des Alpenvereins Südtirol Dreifaches Jubiläumsjahr: 125 Jahre Sektion Halle (Saale), 125 Jahre Zittelhaus und Rojacherhütte, 100 Jahre Monte Vioz Hütte/Rif. Mantova al Vioz.
1996
Die Exilsektion Halle geht in der Sektion Hochtaunus Oberursel des DAV auf.
07.06.1990
Wiedergründung der Sektion in Halle (Saale) nach der Friedlichen Revolution in der DDR noch vor der Wiedervereinigung Deutschlands. Von nun an sind Hallenser wieder auf den Bergen der Welt zu finden, u. a. Besteigung des Denali, Aconcagua, Chimborazo und Kilimandscharo. Dr. V. Tiller ist der erste Bürger Halles auf einem Achttausender, dem Manaslu.
1986
Die Exilsektion gibt zum 100-Jahre-Jubiläum eine Festschrift heraus. Unter dem Pseudonym „100 Jahre Bergsteigen in Halle“ wird mit dem 37. Halleschen Bergfilmabend auch in der DDR verdeckt des 100. Geburtstages des DAV gedacht.
1984
Verkauf von Zittelhaus und Rojacherhütte an die Sektion Rauris des Österreichischen Alpenvereins wegen Mitgliedermangels und finanzieller Überlastung bei der Instandhaltung und Bewirtschaftung.
30.05.1954
Wiedergründung der Exilsektion Halle (Saale) in Frankfurt/M. durch ehemalige Mitglieder aus Halle, die über das ganze Gebiet der Bundesrepublik Deutschland verteilt wohnen.
1945-1990
In der DDR vielfältige alpinistische Aktivitäten im s. g. sozialistischen Ausland, u. a. Expeditionen in das Fan-Gebirge, Mittelasien mit Erstbegehungen, Elbrus, Tienschan, Hohe Tatra, organisiert im DWBO und in verschiedenen Betriebs-Sportgemeinschaften. Der Besuch der Alpen und der Weltberge war im Rahmen der Sperre von Reisen in das kapitalistische Ausland unmöglich.
1950
Wiedergründung des DAV in Westdeutschland.
1945
Die Alliierten verbieten den Deutschen Alpenverein in ganz Deutschland, in der Sowjetischen Besatzungszone und DDR bleibt er auf Dauer verboten.
1939-1945
Im Zweiten Weltkrieg weitgehendes „Absterben“ des Sektionslebens.
1925
Kauf des Zittelhauses und der Rojacherhütte auf dem Hohen Sonnblick, 3106 m, Hohe Tauern, Österreich.
1918
Verlust der Halleschen und der Monte Vioz-Hütte durch die Abtrennung von Südtirol aus Österreich an Italien als Folge des Ersten Weltkrieges. Die Hallesche Hütte brennt ab.
1918-1933
Bergsteigerische Betätigung im gesamten Alpenraum, u. a. Mont Blanc und Matterhorn, aber auch außereuropäisch, u. a. Popokatepetl, Ararat und Kasbek. Viel beachtete öffentlichkeitswirksame Trachtenfeste in den Kaisersälen der Stadt Halle.
1914-1918
Im Ersten Weltkrieg „Erlöschen“ des Vereinslebens.
1913
Friedrich August III. König von Sachsen besucht die Hallesche Hütte.
13.07.1911
Eröffnung der Monte Vioz-Hütte, 3535 m, Ortlergebiet, Südtirol, Österreich.
1911
Einweihung der Evangelischen Kapelle in Sulden, Südtirol, Österreich, unter Beteiligung der DAV-Sektion Halle (Saale).
1911
Oberbürgermeister Staude ist Mitglied im Hüttenausschuss der Sektion.
08.08.1897
Eröffnung der Halleschen Hütte auf dem Eisseepass, 3133 m, Ortlergebiet, Südtirol, Österreich.
14.05.1886
Gründung der Sektion Halle (Saale) durch die Professoren Dr. G. Lastig und Dr. A. Wangerin der Friedrichs-Universität Halle im Hotel Stadt Hamburg.

Nach der Wiedergründung unserer Sektion 1990 interessierte ich mich für „alte Sachen“ unserer Sektion und wurde an Prof. Dr. Manfred Reichstein verwiesen. Denn er „hütete den Schatz“, der auf eine fast wunderbar zu nennende Weise auf uns übergegangen war. Durch Reichsteins wissenschaftlichen Drang und persönliche Verbindungen zur Universitäts- und Landesbibliothek waren Dokumente aufgefunden worden, die aus der Gründungszeit der Sektion Halle a. d. Saale des DAV stammten und den Krieg sowie die Verbotszeit des DAV in der DDR unversehrt überdauert hatten.

Mit einem außerordentlichen Forscherdrang, mit Fleiß und Akribie stürzte er sich mit seiner Frau Helga, beide waren mittlerweile unsere Ehrenmitglieder geworden, in die archivarische Arbeit. Sie haben die Bestände gesichtet, geordnet und in unzähligen Vorträgen und Beiträgen für das Mitteilungsblatt und Festschriften für uns aufgearbeitet. Aber nicht nur unseren Mitgliedern wurde die Geschichte des Alpenvereins, der Hütten- und Wegebau im Ortlergebiet und in den Hohen Tauern nahegebracht. Durch die Vielfalt des Materials aus der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert, das in vielen Sektionen verlorengegangen ist, konnte Manfred Reichstein darüber z. B. in Südtiroler Zeitschriften und Verlagen publizieren, den Bau historischer Hüttenmodelle anregen, Alpinhistorikern Dokumente und Museen Exponate zur Verfügung stellen, wie die prächtig verzierte Titelseite des ersten Hüttenbuches der Halleschen Hütte, die in Meran im „Touriseum“ zu besichtigen ist.  

Für die Aufbewahrung der Akten hatte Familie Reichstein über viele Jahre hin ihre Wohnung bereitgestellt, wo mich unsere „Ehrenarchivare“ in das Material eingewiesen haben und wofür ihnen der Dank der Sektion gebührt. Da sie sich mit zunehmendem Alter dieser Belastung nicht mehr aussetzen wollten, haben sie dem Vorstand vor zwei Jahren die Frage nach dem Verbleib der Archivalien auf Dauer gestellt. Um zu einer sachgerechten Entscheidung zu kommen, wurde der Rat des Historischen Alpenarchivs des Hauptvereins in München eingeholt und in diesem Jahr beschlossen, das historisch wertvolle Archivgut im Stadtarchiv Halle (Saale) einzulagern. Dafür sprachen vor allem zwei Gründe: Die Möglichkeit des öffentlichen Zuganges und die fachgerechte Lagerung, beides in der Geschäftsstelle nicht durchführbar. Im August wurde durch Rudolf Knoblich, den Ersten Vorsitzenden, und Herrn Jacob, Leiter des Stadtarchivs, der Depositalvertrag unterzeichnet und das Archivgut übergeben. Das Depositum bleibt im Besitz unserer Sektion und wird vom Archiv fachgerecht auf Dauer aufbewahrt.

Die historischen Archivalien bestehen aus Vereinsakten der Jahre 1901 bis 1926, die zum großen Teil handgeschrieben und geheftet sind, z. T. auch lose abgelegt wurden. Daneben gibt es Schriftgut und Architekten-Zeichnungen zum Bau der Halleschen Hütte ab 1895 und der Monte Vioz Hütte mit den zuführenden alpinen Wegen. Des weiteren sind die fünf Hüttenbücher der Halleschen Hütte von 1897-1914, sowie ein Hüttenbuch des Zittelhauses 1909-1921 erhalten. Als bisher einziges Sachobjekt liegt der originale Druckstock mit dem Signet der Sektion aus den 1920er Jahren vor.
Jedes Mitglied unserer Sektion und Alpinhistoriker aus aller Welt haben die Möglichkeit, die schriftlichen Zeugnisse der Vergangenheit unserer Sektion im Stadtarchiv einzusehen.

Dr. med. Ernst Fukala

Halles Universität ist über 300 Jahre alt und die Sektion Halle (Saale) des Deutschen Alpenvereins begeht gerade erst ihren 125. Geburtstag. Aus erklärlichen Gründen gibt es zwischen der alten Alma Mater und dem jungen Verein keine offizielle Verbindung, beider Archive schweigen trotz wohl gefüllter Regale zu dem Thema. Bei einem detaillierten Blick in die Geschichte zeigt sich jedoch eine Vielzahl von Beziehungen, eine Verflechtung von Interessen und Menschen, vor allem im persönlichen Bereich und außerhalb von aktenkundigen dienstlichen Obliegenheiten.

Die Gründung der Sektion Halle (Saale) des Deutschen und Oesterreichischen Alpenvereins geht auf die Initiative der Professoren der Vereinigten Friedrichs-Universität Halle-Wittenberg Dr. Gustav Lastig (1844-1930) und Dr. Albert Wangerin (1844-1933) zurück. Lastig war von 1878 bis 1911 ordentlicher Professor für deutsches, preußisches, bürgerliches und Handelsrecht, 1888-1889 Rektor und anerkannter Rechtshistoriker. Wangerin ist von 1882 bis 1919 ordentlicher Professor für Mathematik an der philosophischen Fakultät gewesen, 1910-1911 Rektor, er verband sein Fach mit der Physik und Astronomie und war 1906-1921 Präsident der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina. Ob es des einen Vorlesungen über Bergrecht und des anderen Mitwirkung in der Prüfungskommission für das höhere Bergfach war, das die beiden honorigen und ordensgeschmückten Herren zusammengeführt hat, kann heute nur spekuliert werden. Sie jedenfalls fanden, dass es „zweifellos in ganz Deutschland und Österreich keine zweite Stadt von der Bedeutung Halles gäbe, die nicht eine Sektion des D. u. Ö. A.-V. besitzt“. Sie luden am 14.5.1886 „nach dem Hotel Stadt Hamburg, Zimmer 37 ergebenst ein“ und gründeten mit 22 gleichgesinnten Bürgern die Sektion des Alpenvereins.

Diese entwickelte sich in Halle prächtig, um 1900 hatte sie 500 Mitglieder, die beiden Professoren wechselten sich in den ersten Jahren im Vorsitz ab. Sie folgten der zeitgenössischen Mode, ins Gebirge zu ziehen und es für den Fremdenverkehr zu erschließen. Die Sektion baute in den Bergen am Ortler, dem höchsten Berg des Kaiserreiches Österreich-Ungarn, zwei Hütten mit den Zugangswegen aus dem Tal. Die „Halle’sche Hütte“ verbrannte 1918, die Monte-Vioz-Hütte steht seit 100 Jahren auf 3535 m Höhe, und man kann sie heute noch besuchen.

Zum Alpenverein fühlten sich besonders das Kaufmanns- und das Bildungsbürgertum hingezogen. So gehörte in Halle immer eine große Zahl von Angehörigen und Absolventen der Universität zu den Mitgliedern und dem Vorstand. Neben dem ganz-jährigen alpinistischen Programm fanden von Oktober bis Mai vor und nach dem 1. Weltkrieg „regelmäßig an jedem dritten Dienstag im Monat Vorträge, zumeist Lichtbildervorträge statt. Tagungsort war das Auditorium maximum der Universität, das stets gefüllt, öfters überfüllt war“. Die Themen waren neben Touren- und Expeditionsberichten wissenschaftliche Vorträge über Geologie, Geografie, Botanik u. a. Es wurde auch eine Bibliothek in Untermiete der Leopoldina unterhalten, die der Universitäts-Bibliotheksrat Dr. Bernhard Weißenborn betreute und die auch den Studenten für wissenschaftliche Arbeiten zur Verfügung stand.

Von 1922-1945 war Prof. Dr. Otto Kneise (1875-1953), der „Altmeister der deutschen Urologie“ und „hervorragende Gelehrte der Medizinischen Fakultät der Hallenser Universität“ gleichsam im Nebenberuf auch 1. Vorsitzender des Alpenvereins in Halle (Saale). Medizinstudium, Promotion, Habilitation und Professur an der Chirurgischen Universitätsklinik verbinden ihn in besonderer Weise mit unserer Stadt, wissenschaftlich zeichnete er sich durch Arbeiten über die Zystoskopie und Röntgenuntersuchung der Harnorgane aus. Wie im Beruf, war er auch als Bergsteiger, Maler und Fotograf und im Verein außerordentlich erfolgreich. Unsere Sektion verdankt ihm nicht nur den längsten Vorsitz, sondern auch zwei lesenswerte Festschriften (40 und 50 Jahre) und die Bemühungen, die Vereinstätigkeit nach dem Verbot des Alpenvereins durch die Aliierten nach dem 2. Weltkrieg wieder aufzunehmen.

In der DDR ist der Alpenverein jedoch nie wieder zugelassen worden, Bergsteigen, Wandern und Klettern fand außer im Privatleben, in verschiedenen staatlichen Sportorganisationen und in Betriebssportgemeinschaften statt. Und wieder fühlten sich erstaunlich viele Geistesarbeiter vom alpinistischen Fluidum angezogen, auch wenn man nicht mehr in die Alpen fahren durfte. Eine herausragende Persönlichkeit ist in dieser Zeit Dr. rer. nat. habil. Karl-Heinz Brauer (1919-1984) vom Physikalischen Institut der Martin-Luther-Universität gewesen. Er „scharte eine Gruppe Dozenten und Studenten um sich und gründete die Sektion Bergsteigen und Wandern der BSG Motor Süd“. Er wirkte maßgeblich bei der Erschließung der Klettergebiete um den Petersberg mit und hat in Halle eine Generation Bergsteiger „erzogen“. 1968 und 1969 gelang es ihm, Expeditionen in das Fan-Gebirge nach Mittelasien in der Sowjetunion zu organisieren, an denen wiederum viele Angehörige der MLU in ihrem Urlaub erfolgreich teilgenommen haben. Sie waren auch dabei, als im Jahre 1986 unter dem Titel „100 Jahre Bergsteigen in Halle“ des Geburtstages des nur noch als Exil-Sektion in der Bundesrepublik existierenden Vereins gedacht wurde.

Noch vor der Vereinigung Deutschlands wurde 1990 die Sektion des Deutschen Alpenvereins in Halle wieder gegründet und die „sportliche“ Verbindung zur MLU trat sogleich zutage. Viele Angehörige, Studenten und Ehemalige der Universität wurden Mitglieder. Tatkräftige Unterstützung kam dabei von Prof. Dr. Manfred Reichstein, dem nachmaligen Direktor des Geologischen Institutes und heutigem Ehrenmitglied unserer Sektion. Er fand auch einen Schatz, von dessen Vorhandensein niemand zu träumen gewagt hätte, das kostbare Archiv unserer Sektion aus dem 19. Jahrhundert, das auf wundersame Weise durch die historischen Verbindungen zwischen DAV, MLU und Leopoldina die beiden Weltkriege und deutschen Diktaturen überlebt hatte. Die Universität unterstützte den Alpenverein auch bei der Einrichtung der künstlichen Kletterwand an der Judo-Trainingshalle, und die Vorträge finden seit 20 Jahren als Gemeinschaftsveranstaltung mit dem Institut für Geologische Wissenschaften statt.

Wenn die Sektion Halle (Saale) des DAV, die heute fast 900 Mitglieder zählt, am 14.5.2011 ihren 125. Geburtstag mit einer Vortragsveranstaltung begeht (beging), wird sie dies an historischer Stelle tun. Sie wird an den Ort ihrer Gründung in der Großen Steinstraße 73 zurückkehren können. Denn das ehemalige „Hotel Stadt Hamburg“ gehört lange schon der Universität, jetzt zur Juristischen und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät. Es ist dem Alpenverein eine Ehre und Freude, zusammen mit dem „Verein insitu“ Absolventen und Freunde der Wirtschaftswissenschaften an der Martin-Luther- Universität Halle-Wittenberg e. V.“ das Jubiläum an seinem Gründungsort zu begehen.

Dr. med. Ernst Fukala

Früher war unsere Sektion Eigner verschiedener Hütten in den Alpen. Zur Auswahl standen ursprünglich vorrangig 6 bis 7 Positionen in Südtirol – die Mehrzahl davon in den Dolomiten. Doch örtlicher Wassermangel, Lawinengefahr oder die Nachricht,

dass die Konkurrenz schon am Bauen war, machte die meisten Pläne zunichte. Übrig blieb, unterstützt durch einen Vorschlag seitens des berühmten Südtiroler Pioniers der touristischen Alpenerschließung Theodor Christomannos, in der Ortlergruppe höher zu bauen als die anderen; und so entstand am Eisseepass, oberhalb der Schaubachhütte in Sicht des Ortlers in 3133m Höhe die erste Hallesche Hütte, die 1897 eröffnet wurde.

Manfred Haringer schreibt dazu: „Im Sommer 1895, vor 118 Jahren, wurde der Grundstein gelegt, die Fertigstellung des Hauses war für 1896 geplant, doch Schlechtwetter verzögerte die ausgesetzten Arbeiten. Der Bau wurde erst 1 Jahr später fertig. Am 20.8.1897 erfolgte die Einweihungsfeier, eine 3-tägige Feier mit Festessen in der Schaubachhütte Sulden und im neuen Schutzhaus am Eisseepass. Daran nahmen über 100 Festgäste bei Böllerschüssen, Ansprachen und am Abend mit Bengalischem Feuer teil. Der Hüttenwirt Peter Paul Pohl aus Kastelbell (Großvater von Hubert Pohl Köflguathof) in Kastelbell, der Tourismuspionier Theodor Christomannos, zahlreiche D.u.Ö.AV-Sektionen sowie 6 Abgeordnete des italienischen CAI (Club Alpino Italiano) nahmen daran teil.“

Sie sollte Ausgangspunkt werden für eine dem Südkamm der Ortlerberge in Richtung zum Matteo (3692 m) folgende Hüttenkette, von der immerhin auf halbem Wege die Monte-Vioz-Hütte in sogar 3535 m Höhe im August 1911 durch unsere

Sektion fertig gestellt werden konnte. Sie war damals die höchste bewirtschaftete Hütte der Ostalpen. Heute im Besitz des ital. Alpenvereins CAI, Sektion Pejo.

Dann kam der Erste Weltkrieg 1914-1918 und unsere beiden Hütten lagen im Frontgebiet, welches ab 1918, wie ganz Südtirol, in italienischen Besitz kam. Die Monte-Vioz-Hütte blieb erhalten, während die größere Hallesche Hütte am

Eisseepass in den letzten Kriegstagen nach Abzug der österreichischen Gebirgstruppen abbrannte. Manfred Haringer gibt dazu folgende Anmerkungen: „Am 3.5.1915 brach der 1. Weltkrieg aus, bei dem auch das Schutzhaus als wichtigster Stützpunkt in der hochalpinen Gletscherregion des Cevedal diente. 74 Soldaten wurden 42 Monate lang in der Hütte einquartiert, um von hier aus zur vordersten Kriegsfront am Langfernerjoch zu gelangen, damit dieses ausgebaut, befestigt und armiert werden konnte. Vor feindlichem Beschuss vom Zebrutal und Hochjoch her wurde die Hütte durch eine massive Natursteinmauer von 4 m Breite und 5 m Höhe geschützt. Während dieser Zeit wurde östlich eine externe Feldküche, eine Feldschmiede und ein Vorratsraum angelegt, dadurch steigerte sich die Übernachtungsmöglichkeit der Soldaten.

Hier in der Halleschen Hütte fand während des Krieges der große Himalaya-Forscher und Expeditionsleiter G.C. Dyrenfurth seinen Aufenthalt. Alpinreferenten, bedeutende Geologen und Schilehrer wie Georg Bilgherie und Dr. Albrecht Spitz veranstalteten Schikurse und Gletscherlehrgänge. Am letzten Kriegstag, dem 3./4, November 1918, geht das Schutzhaus in Flammen auf …was laut italien. Buchautor Luciano Viazzi im Buch „Guerre solle vette“ den Italienern zuzuschreiben ist. Als die österr. Truppen laut ihrem Befehl abgezogen waren (man hörte noch ihre Stimmen im Nebel), durchstöberten die Alpini die Hallesche Hütte….und wie Viazzi weiter vermerkt, wurde die Hütte von nachrückenden Einheiten, die dort genächtigt hatten, abgefackelt. – Seither gibt es die Hüttenruine am Eisseepass in 3133 m, wo jährlich 100-te Touristen vorbeiziehen und die wenigsten eine Ahnung haben, was hier gestanden und welche Bedeutung das Schutzhaus hatte.“

Auf der intensiven Suche nach einer neuen Bergheimat hatte endlich unser langjähriger Sektionsvorsitzender, der Mediziner Prof. Otto Kneise, 1925 Erfolg. Es gelang ihm der Ankauf des Zittelhauses von der Sektion Salzburg.

Die neu erworbene Hütte – malerisch gelegen auf dem „Hohen Sonnblick“ (3106m) – ist Teil der Hochgebirgsregion „Hohen Tauern“ und liegt in Sichtweite östlich vom Großglockner. Das Zittelhaus gehörte der Sektion Halle formal bis zum Jahr 1978, seit 1984 übernommen von der Sektion Rauris des OeAV.

An die Tradition unserer Halleschen Hütte am Eispass erinnert am historischen Standort seit dem 31. Juli 2011 – dem 125-Jährigen Jubiläumsjahr unserer Sektion – dieser Obelisk. Die Aufnahme wurde von unserem Ehrenmitglied Manfred Haringer gemacht, der hierzu schreibt:

„Nur durch die Freunde des AVS Martell unter Erwin, Peter und Adolf Altstätter konnten wir mit großer finanzieller Unterstützung, Kameradschaft und einem Hauch von Patriotismus dieses Werk gemeinsam angehen und vollenden. Nicht zu vergessen dabei die fleißigen Maurer Roman und Oswald Eberhöfer sowie Stricker Markus aus Morter. Einen großen Dank auch an alle, die für uns gesorgt, aufgekocht und tatkräftig mitgeholfen haben, so Michael Stricker, Evelyn Altstätter, Michael Holzer, Roman Ratschiller, Walder Josef sowie meine Freunde aus Schlanders, Hanspeter Schönthaler und der 13-jährige Fabian Laduner.

Möge dieses „steinerne Mandl“ am Eisseepass mit seinen aussagekräftigen Tafeln unsere gemeinsame Vergangenheit widerspiegeln und unsere Deutsch-Tiroler Geschichte für die nächsten Generationen wachhalten. Denn wie heißt der sinnliche Spruch „…wer die Geschichte kennt, braucht sich vor der Zukunft nicht zu fürchten“…!
In diesem Sinne gilt allen mein aufrichtiger Dank und meine Anerkennung. Berg Heil“